Zwei Berlinerinnen auf der alten Seidenstrasse bis nach Peking und zurück.
28.000 km mit dem HRZ Life ohne Panne

Nach einem langen, intensivem Arbeitsleben endlich Zeit, ein tolles Reisemobil, Fitness und ausreichend Geld. Das waren die Voraussetzungen für eine Abenteuerreise in den Osten. Wir waren 4 Monate auf teilweise grottenschlechten Strassen, durch Wüstensand, Sandstürme über hohe Berge, weites Land und durch Megastädte unterwegs.

Um für die schlechten Strassen gerüstet zu sein, bekam unser roter HRZ Life einen extra Reservereifen im Fahrradgepäckträger aufgeschnallt. Wir packten den halben Stauraum unterm Bett voll mit Original Mercedes Ersatzteilen, gutem Motoröl, einem Satz Glühlampen etc., wie es von der Tourleitung vorgegeben war. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben nichts davon, rein garnichts gebraucht!

Diese Tour wurde als geführte Reise mit dem eigenen Wohnmobil angeboten. So konnten wir uns auf eine hervorragende Organisation verlassen, die uns kompetent und immer hilfsbereit und freundlich begleitete. Wir bekamen ein Tourbuch, welches täglich aktualisiert wurde, mit GPS Daten, sodass wir nicht im Konvoi fahren mussten, sondern uns den Tag weitgehend selbst gestalten konnten. Abends trafen wir uns am vereinbarten Stellplatz, wie z.B. im Hinterhof eines Hotels, am Rand der Steppe, der Wüste, auf einem Fussballplatz, am Ufer eines Sees oder oder…Auf dieser Strecke sind Campingplätze die absolute Ausnahme und Wohnmobiltouristen Pionier/innen. Begeisterte und offen neugierige Chinesinnen und Chinesen wollten bei jedem Halt unser Reisemobil besichtigen, am liebsten auch einsteigen und sich alles genau anschauen. Ein außen an der Seite aufgeklebter Streckenplan unterstützte hilfreich unsere Erklärungen mit „Hand und Fuss“. Falls jemand etwas englisch sprach, wurden die Informationen begeistert weitergetragen. Ein besonders großes Hallo und Klatschen: 68 und 70 Jahre alt ! 2 Frauen „allein“! So weit weg von zu Hause ! in einem Auto mit Bett, Küche und WC!

Die Strecke führte uns von Berlin über Polen, Lettland, Moskau durch Russland, an der Wolga entlang mit einem Aufenthalt in Wolgograd (ehemals Stalingrad) über die Grenze nach Kasachstan. Hier erfuhr unser HRZ Life den absoluten Härtetest: Unvorstellbar schlechte Straßen, eher Wege. Alle Fahrzeuge versuchten sich durch die Schlaglöcher, Sandpisten, Asphaltreste, Geröll irgendwie einen Weg zu bahnen. Rechts und links oder in der Mitte , das war egal. Waghalsige Überholmanöver von Einheimischen und LKW . Im Wageninneren schepperte alles, aus den Deckenlampen stürzten die Einfassungsringe, die Türen öffneten sich trotz sonst festsitzender Mechanik, unsere Wirbelsäulen bewiesen Elastizität. Eine Bewährungsprobe für Mensch und Material. Unsere Fahrerin und das treue Gefährt bestanden sie blendend. Am Abend hörten wir von den diversen Pannen, insbesondere Reifenwechsel wurden erforderlich. Es gab reichlich Gesprächsstoff und Hilfsbereitschaft in der Gruppe; denn die Staubfilter mussten gewechselt oder ausgeklopft werden. Aufatmen nach der kasachischen Steppe in Usbekistan. Die Belohnung: Städte aus 1001 Nacht, wunderschön. Besonders einen Abend auf einer Dachterasse in Chiwa zwischen all den verzierten Türmen, Minaretten und türikisfarbenen Kuppeln wird uns immer in Erinnerung bleiben. Es folgte das Hochgebirgsland Kirigistan. Wellige begrünte Berghänge bis an die weißen Bergspitzen. Friedlich grasenden Herden in paradisiescher Eintracht ohne Zäune: Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Yaks, Ziegen uns Kamele. Jurten und einfache Behausungen für die Menschen, weites Land. Die Straßen überwiegend gut, schwierig nur Tunnel ohne Beleuchtung, mit Schlaglöchern und knapp für 2 PKWs ausreichend breit. Die Grenzüberquerung nach Uigurien dauerte dann 3 Tage. Geduld war gefragt. Wir fuhren durch Uigurien, Tibet, die Taklamatan Wüste, kleine Ortschaften und Städte, die in China „Kleinstädte“ sind, von der Einwohnerzahl mit Berlin vergleichbar. Der Kontrast zwischen Altem, einfachstem Leben und purem Kapitalismus beeindruckte uns sehr. Wir besichtigten unter fachkundiger Leitung viele Tempel und Moscheen. Und erreichten unser Ziel Peking !!! stolz und glücklich bei sengender Hitze. Hier übernachteten wir in einem zentralen Hotel und auch die Womos konnten auf dem Parkplatz daneben verschnaufen, ehe es wieder auf die Rückreise ging.

Diese führte uns zuerst durch die wunderbaren Landschaften der Mongolei wieder nach Russland an den Beikal, über die einzige Magistale, die gerade wieder befahrbar war, durch das Katastrophengebiet (Überschwemmungen, Waldbrände) rund um Tulun, durch die sibirischen Weiten wieder nach Moskau, um den Goldenen Ring. In der Ukraine konnten wir uns wieder an das europäische Leben annähern und Kaffeehauskultur in Kiew und Lemberg genießen. Die Reise endete als Gruppenreise in Krakau, nach 120 Tagen.

Diese Zeilen können nur einen kleinen Einblick in diese lange, interessante, anstrengende und bereichernde Reise geben.

Weitere Schilderungen und Bilder unter den Reiseberichten bei www.abenteuerosten.info. (Berlin-Peking 2019)

Abschließend nochmal ein Lob an HRZ: 28.000 km sind wir sicher, relativ bequem und ohne Panne gefahren. Kleinere Verschleißreparaturen wurden jetzt erforderlich und von der Werkstatt zuverlässig ausgeführt (Grauwassertankverkleidung defekt, Undichtigkeit am Fenster, WC-Türgriff abgebrochen..).

Hier noch ein paar Bilder: